Traumschiff

12.10.2008 Wieder mal Nachtfahrt. Glücklicherweise war der Zug nicht annähernd voll. Es sprach zwar keiner Englisch aber die Wagonchefin konnte etwas Russisch. Hab ne Weile gebraucht, um auf godu, familja, gorod usw. zu reagieren, da ich völlig auf Englisch fixiert war.

extra für Robert 1

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extra für Robert 2

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Die Ankunft in Chongqing oder auch Tschungking oder auch noch anders war wieder mal spannend. Hatte natürlich nicht daran gedacht, mir was auf Chinesisch aufschreiben zu lassen. Also erst mal ein Taxi gesucht! Ich hatte noch gar nicht meine „Ich brauch Hilfe“ Miene aufgesetzt, da fragten mich zwei Leute irgendwas. In Nullkommanichts war ich wieder umringt und alle redeten auf mich ein. Green Vogue Hotel ist ja einfach!! Irrtum, meine Reservierung war natürlich in Englisch. Das machte aber nichts, denn sie hielten den Zettel sowieso falsch rum. Große Beratung! Ich konnte nicht wirklich daran teilnehmen. Einem meiner Berater fielen die Nummern auf der Reservierung auf. Na klar, anrufen! Ich sofort die Nummer gewählt, bekomme auch ne Verbindung, „Do you speak Englisch?“ „No“ Tja, das war’s wohl! Aber einer „meiner“ Chinesen nimmt mir das Handy weg und unterhält sich mit der Dame. (Vodafone wird sich gefreut haben.) Aber Chinesisch scheint auch für Muttersprachler schwieriger zu sein, als gedacht!! Irgendwas stimmt nicht! Nach einer kurzen, sehr lauten Verständigung der versammelten Gemeinde schrien alle auf den armen Mann ein!!! Schwer entschlossen nahm er meinen kleinen Rucksack und ging los! ??????? Ich hinterher. Wir kamen zu einem Auto. Eigentlich sah es eher aus wie eine Probepackung eines Vans. Als ich mit meinem Gepäck einstieg, war es schon gut voll. Aber die anderen 2,5 passten auch noch irgendwie rein. Nächstes Telefongespräch. Auf meinen Blick, nur eine Geste, die heißen könnte „Alles klar, kein Problem“. Wir mussten noch dreimal telefonieren bevor wir am Hotel ankamen! (Ich glaube, diesen Monat bin ich Lieblingskunde bei D2.) Wohlgemerkt, das erste Hotel, indem wirklich niemand Englisch sprach. Das sah nicht gut aus für meine Yangtzitour (oder auch Yangtze, Changjiang …) Kein Reisebüromitarbeiter, Kellner, Manager… keiner!
Aber es ging!! Es hat geklappt!! Die Organisation war so etwas wie das Reiseabitur! Stellt mal pantomimisch dar, „Habe ich ein Fax bekommen“! Alle fanden es völlig abartig am selben Tag noch eine Kreuzfahrt zu bekommen. Ich bin ziemlich sicher, dass der nette Herr mich mit seinem „Super- Sonder- Lastminute- Angebot“ über den Tisch gezogen hat. Egal, es hat geklappt und ich habe auch noch weniger gezahlt als die anderen.

Bild Schiff

Bild Schiff

Man hat „endlich“ mal wieder Deutsche getroffen. „Mein Schrank ist zu klein!“ „Auf der Aida war alles viel schöner!“ „Der Teppich muss doch turnusmäßig gewechselt werden!“ Ach ja, das hat mir gefehlt!! Die lieben Landsleute, die das Deutschlandbild im Ausland prägen. Aber die chinesischen Angestellten auf dem Dampfer sind auch nicht besser! Ich hatte mich noch gar nicht richtig eingerichtet, als ich das erste Mal um Trinkgeld gebeten wurde! Das war mir auf der ganzen Reise noch nicht passiert!! Keiner hat irgendwo Trinkgeld verlangt! Allerdings verwechselte die Gute den Gebrauch von get: „Chinese people like to get you a present!“ Als ich erfreut lächelnd die Hand aufhielt, war sie ganz verwirrt und verschwand! Aber das scheint hier das Konzept zu sein! Die meisten sprechen nur fünf bis sechs Sätze Englisch!

Bild Cruise

Bild Cruise

Ich kam relativ früh auf dem Schiff an und habe sechs Stunden zu früh eingecheckt. „Kein Problem.“ So hatte ich Zeit, mich umzusehen. Alles ist bis zu zehn mal so teuer, wie an Land. Da ich nun relativ viel mit „Rechenlehrern“ rumhänge! (Gute Besserung Axel!!) habe ich sofort ein großes Einsparpotenzial erkannt!! Bei einem durchschnittlichen täglichen Bierverbrauch von 2-4 Flaschen würde sich ein Spaziergang zum nächsten Supermarkt deutlich entlastend auf die Reisekasse auswirken. Trotz der 20 Cent für die Seilbahn.
Am letzten Tag gab es sogar für jeden Gast ein Rundschreiben. Die Schiffsführung empfahl 30 Dollar als Trinkgeld!!

Bild Boot

Bild Boot

Egal!! Es hat sich gelohnt! Fantastisch! Schöner, als ich je gedacht habe!
Der zweite Tag war am besten. Wir wurden ausgeschifft und in Ruderkähnen durch die Landschaft gerudert! Einfach herrlich!! So etwas habe ich noch nie erlebt!! Die Schluchten sind einmalig!! Ich freu mich schon auf den Mekong und die Ha Long Bucht.
Der „Three Gorges Dam“ ist riesig. Entsprechend groß sind auch die dazugehörigen Schleusen. Sechs große Schiffe passen in eine Kammer! Ein Schiffshebekombinat.
Die Zugfahrt war etwas eigenartig. Eigentlich die geringste Entfernung, aber der Zug braucht 24 Stunden. Kam mir ganz recht, so konnte ich mal wieder richtig ausschlafen! Auf dem Dampfer mussten wir schon um !!!sieben!!! (Ihr habt richtig gehört!!) aufstehen! Einmal sogar schon um halb! Stress pur. 😉
Musste mit der Klimaanlage der Chinesischen Bahn kämpfen. Misstrauisch wurde ich, als ich merkte, dass sie nicht auf den Regler reagierte. Gut, dass mich keiner sah, denn der Schalter war für das defekte Radio und hatte so nicht direkt mit der Klimatechnik zu tun. Es wurde immer kälter. Da sich auch immer mehr Chinesen beschwerten und das Abschalten offensichtlich nicht möglich war, reagierte das Zugpersonal prompt und öffnete die Abteiltüren und Fenster. Nun fühlte sich die Klimaanlage erstrecht herausgefordert und gab so richtig Gas. Da ich allein in meinem Abteil war, habe ich mich zurückgezogen, um unabhängige Verhandlungen aufzunehmen. Schließlich habe ich Zugfahrerfahrung aus Russland. Die Klimaanlage ließ sich aber auf keinen Kompromiss ein und so habe ich ihr einfach zwei Decken in den eisigen Schlund gesteckt und mich mit Arlo Guthrie im Ohr schlafen gelegt.
Shanghai hat mich noch nicht überzeugt. Kann ja noch kommen.

Eine Anmerkung zu “Traumschiff”

  1. Tony Says:

    Ein „Traumschiff“ ist das von den Preisen, dem Personal und dem Schlafen ja nicht…. Na immerhin wieder eine Erfahrung reicher.
    Das Missverständnis mit der Klimaanlage fand ich schon sehr witzig. Glücklicherweise haben Sie nur ein kaputtes Radio bedient und nicht den „Notausstiegs-Schalter“ xD
    Zudem hoffe ich, dass Schanghai doch noch ihre Sympathie gewinnt.

    Viel Spaß weiterhin,
    Tony

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